Endlich haben auch wir es an die Verdonschlucht in Frankreich geschafft. Mehrmals hatten wir eine Reise dorthin geplant, aber es kam immer wieder etwas dazwischen: Mal war es zu heiß, mal war Corona... Im Jahr 2022 hat es nun endlich geklappt.
Tatsächlich haben wir uns nicht nur die bekannte Verdonschlucht angesehen, sondern sind dem Verlauf des Verdon flussaufwärts gefolgt, von Gréoux-les-Bains bis Castellane. Wow, was für eine beeindruckende Landschaft.
Der Verdon entspringt den französischen Seealpen, schlängelt sich durch die atemberaubende Schlucht und fließt nach mehreren Stauseen schließlich in die Durance.
Atemberaubend, gewaltig, mächtig, extem beeindruckend - das ist die Verdonschlucht. Aber auch der Fluss an sich ist durchaus sehenswert. Da wir aus dem Luberon kamen, war es für uns sinnvoll, am Ende des Verdon zu beginnen und dann seinem Verlauf flussaufwärts zu folgen. An mehreren türkisfarbenen Stauseen vorbei und durch die Verdonschlucht ging es für uns bis Castellane.
Spektakuläre Steilwände, atemberaubende Ausblicke, sehenswerte Dörfer und der smaragdgrüne Fluss ziehen jedes Jahr unzählige Touristen an. Ich war mir nicht sicher, ob es mir dort gefallen würde - oder ob es sich vielleicht nur um einen Hype handelt, der falsche Erwartungen weckt.
Meine Befürchtungen haben sich nicht bestätigt. Wir waren beide tief beeindruckt von der tollen Landschaft um den Fluss und von der gewaltigen Schlucht. Ich bin froh, dass wir nach mehreren fehlgeschlagenen Versuchen nun tatsächlich dort waren. Es ist schon ein ganz besonderes Erlebnis, an der Kante zu stehen und 700 m tief in die Schlucht zu starren. Aber auch die Stauseen und unbekanntere Streckenabschnitte des Flusses haben uns nachhaltig beeindruckt.
Dennoch muss ich sagen, dass ich auch geschockt war. Doch dazu weiter unten mehr.
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Wir sind nachmittags aus Richtung Manosque in Gréoux-les-Bains angekommen. Der Ort sollte unser Startpunkt für die Erkundung des Verdon und der Verdonschlucht sein. Direkt nach unserer Ankunft mussten wir natürlich gleich den Fluss suchen. Wir hatten wie meistens etwas abseits geparkt. Querfeldein, über Stock und Stein und einen kleinen Kanal haben wir ihn schließlich gefunden.
Das Flussbett ist hier breit, von Bäumen gesäumt und im Hintergrund sieht man ein paar Berge: Ein schöner Beginn unserer Reise entlang des Flusses.
Wir befinden uns hier in der Region Alpes-de-Haute-Provence. Gréoux-les-Bains ist ein relativ kleiner Ort mit knapp 2.700 Einwohnern, der vor allem für seine Thermalquelle bekannt ist. Der alte Ortskern ist ganz nett, darum herum gibt es viele eher nicht so schöne Neubauten. Im Ortskern gibt es eine alte Kirche mit Glockenturm, etwas außerhalb steht ein Templerschloss. Und wer möchte, kann ins Casino gehen.
Von hier zum ersten Stausee - dem Lac d'Esparron - sind es etwa 5 km.
Um den dazugehörigen Ort Esparron-de-Verdon zu erreichen, muss man etwas weg vom See: Die Straße führt in einem weiten Bogen außen herum. Das Dorf liegt an einem Seitenarm am östlichen Zipfel des Sees in einer hügeligen Gegend.
Der Ort ist recht hübsch, hat eine Kirche und ein Schloss zu bieten, einen Campingplatz und mehrere markierte Wanderwege. Der See ist teilweise schwer zugänglich, aber es gibt Bademöglichkeiten.
Auch um den nächsten Ort Quinson zu erreichen, muss man einen Bogen fahren. Direkt am Fluss gibt es keine Straße, zwischen den beiden Orten fließt der Verdon durch eine kleine Schlucht.
Fährt man von oben auf Quinson zu, bietet sich bereits ein erster schöner Blick auf den Ort und den dahinterliegenden Eingang in diese Schlucht.
Auch Quinson ist ein relativ kleines, aber recht hübsches Dorf, das vor allem für sein prähistorisches Museum bekannt ist. Es öffnet um 10:00 und schließt je nach Jahreszeit zwischen 18:00 und 20:00 Uhr, dienstags ist geschlossen. Es zeigt die Menschheitsgeschichte über den Verlauf von einer Million Jahre.
Es gibt einen Campingplatz und einen Wohnmobilstellplatz am Ortsrand wenige Schritte vom See entfernt.
Wir fanden vor allem die Lage des Ortes spektakulär: Der Lac de Quinson ist äußerst hübsch, die Schlucht äußerst beeindruckend. Wie auf allen Seen des Verdon darf man Kanus und Boote zu Wasser lassen und kann Boote mieten, allerdings nur mit Elektroantrieb oder mit Muskelkraft betriebene Fahrzeuge. Wer lieber zu Fuß gehen möchte, kann eine Wanderung durch die Schlucht machen, die in 5 km zur Chapelle Ste. Maxime führt.
Was heute als Wanderweg genutzt wird, war früher der Pfad für den Kanalwächter. Der Weg führt über Stufen und Brücken ins Tal Ste. Maxime und schließlich zur Kapelle.
Ist das nicht absolut wunderbar? Wir hatten ganz besonderes Glück mit der schönen Färbung der Blätter und dem wunderbaren Wetter, das den See und die Schlucht durch die tollen Farben noch beeindruckender wirken ließen.
Von hier aus ging es für uns auf der D11 weiter zum Lac de Sainte-Croix. Bereits auf der Anfahrt sieht man immer wieder auf den tollen, fast unwirklich blauen Stausee. Er gilt als einer der schönsten Seen der Provence und ist ein beliebtes Reiseziel für Touristen. Die praktische Lage am Beginn - oder Ende, je nach Sichtweise - der Verdonschlucht, macht den See zu einem günstigen Ausgangspunkt für die Erkundung des spektakulärsten Teils der Gorges du Verdon.
Wir sind am gleichnamigen Ort das erste Mal direkt an den See gelangt. Was für eine schöne Kulisse: Das Hellblau des Wassers, die mächtigen Berge im Hintergrund, der weiße Strand - unglaublich schön.
Doch bereits hier sind wir ins Grübeln geraten: Wieso liegen die Bojen auf dem Strand? Was wir von oben bereits erahnen konnten, wurde nun noch offensichtlicher - es fehlte unglaublich viel Wasser. Doch wie viel tatsächlich fehlte, wurde uns erst später richtig bewusst.
Zunächst genossen wir die Weiterfahrt, bald sollte der nächste Höhepunkt folgen. Wir fuhren weiter auf der Route de Moustiers etwas oberhalb des Sees - Richtung Moustiers-Sainte-Marie. Was für eine schöne Strecke: Auf der einen Seite Lavendelfelder, auf der anderen Seite Wald und ab und zu ein toller Blick auf den Lac de Sainte-Croix.
Nach einer spannenden Abfahrt bei Moustiers-Sainte-Marie kann man sich den schönen Ort, der in einer unglaublich tollen Kulisse liegt, ansehen.
Der Ort gehört zu den schönsten Dörfern Frankreichs und hat einiges zu bieten: Von der spektakulären Lage abgesehen ist der Ortskern sehr hübsch, typisch provenzalisch mit einer langen Geschichte. Auch wandern kann man hier, aufgrund des sehr bergigen Geländes braucht man aber eine gute Kondition.
Wir sind nun zunächst wieder hinunter zum Lac de Sainte-Croix gefahren, auf der D957. Wer direkt zur Verdonschlucht möchte, nimmt hier normalerweise die D952. Man kann auch auf der anderen Seite der Verdonschlucht fahren, dann fährt man über die Pont du Galetas und Aiguines die D71 - Corniche sublime.
Wir wollten aber zunächst hinunter zum wahrscheinlich bekanntesten Punkt der Verdonschlucht: Zur Pont du Galetas. Was wir noch nicht wussten: Es stand uns ein großer Schock bevor. Ich zeige euch zunächst ein Bild von diesem bekannten Punkt, wie es hier eigentlich aussehen sollte. Bestimmt kennt ihr diesen Blick in die Schlucht:
Tja, das ist ein Stockfoto. Bei uns sah es etwas anders aus: Wo man eigentlich nur mit Kanu oder Boot hinpaddeln kann, sind wir zu Fuß gegangen.
Jeglicher Boots- und Kanuverleih war eingestellt worden, man konnte hier nicht mehr paddeln. Nicht einmal der Steg für die Boote war noch im Wasser.
Ziemlich schockiert haben wir uns anschließend auf den Weg in die eigentliche Verdonschlucht gemacht. Die D952 führt an der Schlucht entlang und bietet eine spektakuläre Aussicht nach der anderen. Wir sind mit unserem Wohnmobil gefahren, was eigentlich auch gut geklappt hat, aber ich fand es stellenweise schon recht spannend. Allerdings bin ich auch ein Angsthase :-)
Majestätische Berge, mächtige Steilwände, unten der türkisfarbene Fluss - wow! Die Verdonschlucht hat bereits nach wenigen Metern all unsere Erwartungen bei weitem übertroffen. (Fast) vergessen war der Schock von eben.
Steile Felswände, die praktisch senkrecht in die Tiefe stürzen, eine atemberaubende Schlucht, ein Highlight am anderen.
Langsam schlängelt man sich die Straße entlang, mal näher an der Schlucht, mal ein bisschen weiter weg. In La Palud sur Verdon sollte man einen Abstecher über die Route des Crêtes machen, die ausgeschildert ist. Wenn man die ganze Route fahren möchte, sollte man im Uhrzeigersinn fahren. Wer der offiziellen Beschilderung folgt, kann aber eigentlich nichts falsch machen.
Waren wir die ganze Zeit schon maßlos begeistert, wurde es nun noch besser - was ich nicht für möglich gehalten hätte. Die Route des Crêtes ist das absolute Highlight der Verdonschlucht: Hier sind die höchsten Berge, die steilsten Steilwände, die tiefste Schlucht. Meine Fotos können das Ausmaß der Felsen, die Tiefe der Schlucht, die atemberaubende Stimmung nicht ansatzweise wiedergeben. Ich konnte beim besten Willen keinen Winkel finden, der die Landschaft auch nur andeutungsweise so widerspiegelt, wie sie dort ist: Sie ist einfach zu mächtig.
Fahrt am besten selbst hin und schaut euch das Original an :-)
So beeindruckend die Schlucht an sich ist - die Umgebung ist auch sehr schön.
Die Route des Crêtes ist eine Rundtour, das heißt sie endet wieder in La Palud sur Verdon. Von dort kann man auf der D952 weiterfahren Richtung Castellane. Dabei passiert man noch weitere Aussichtspunkte, allen voran den Point Sublime. Nach und nach wird die Schlucht nun breiter und die Berge wieder niedriger.
Wir waren im Oktober dort, der Herbst hatte sich von seiner schönsten Seite gezeigt, auch wenn es am letzten Tag nun etwas bedeckt war. Die Herbstfärbung der Blätter sorgt einfach immer für eine ganz besondere Stimmung.
Schließlich endete unsere Tour entlang des Verdon im durchaus sehenswerten Dorf Castellane. Doch davon berichte ich euch in einem separaten Beitrag. Der Ort ist so schön, es wäre schade, nur am Ende noch ein paar Sätze dazu zu erwähnen. Wenn ihr eine Reise zur Verdonschlucht plant, überlegt euch, ob ihr vielleicht Castellane als Basislager wählt.
Auf der D952 von der Pont du Galetas bis Castellane sind es 47 km. Diese Strecke ist der spektakulärste Teil der Schlucht - ohne die Route de Crête.
Die Route de Crête ist etwas über 20 km lang und sehr kurvenreich, aber auch mit einem Wohnmobil gut zu fahren.
Der gesamte Fluss vom Ursprung bis zur Mündung in die Durance hat eine Länge von 166 km.
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